Mittwoch, 16. Dezember 2015

Treffen, das dritte! - 03. Dezember 2015

Unglaublich wie schnell vier Stunden vergehen können! (Kein Vergleich mit einer Vorlesung, wo sich eine Stunde allein schon wie Kaugummi hinziehen kann.) Eine kurze Einführungsrunde (Wie geht es mir? Was hat mich die letzten zwei Wochen bezüglich der Lernreise beschäftigt?) hat uns alle geistig und körperlich ankommen lassen und uns so auf das nun schon dritte Treffen vorbereitet. Als besonderen Gast durften wir Pierre begrüßen, der eine der Lernreise-Gruppen in Berlin leitet und das Prinzip "Lernreise" mit ins Leben gerufen hat. Auch wenn dieser Tag, im Gegensatz zum letzten Treffen, nicht so stressig war, haben wir es trotzdem nicht geschafft, uns an den von Laura geplanten Zeitablauf (siehe Bild) zu halten. (Ich frage mich, ob wir das überhaupt jemals schaffen werden, dafür sind wir einfach viel zu kommunikativ und es wäre ja auch nicht Sinn und Zweck unserer Treffen, wenn wir über jedes Thema hinweg rasen, wir wollen uns ja damit auseinandersetzen und das ist, gerade bei 16 Teilnehmern, gar nicht so schnell zu schaffen.)
Wie man dem Ablaufplan entnehmen kann, folgte ein schnelles Trello-Update bevor wir zur "Secret Activity" aufgebrochen sind. Diese konzipierte sich zuerst aus einem kleinen Spaziergang zum Rewe. Dort angekommen versammelten wir uns alle um Laura, die uns erklärte, was nun zu tun sei. Jeder bekam eine Karte mit Anweisungen, die kein anderer sehen durfte. (Alles ganz geheim!) Bis 17:00 Uhr hatten wir Zeit, unsere Aufgabe zu erfüllen, bei Fragen sollten wir uns vertrauensvoll an Laura wenden. Schwuppdiwupp waren also alle im Rewe. Was ich machen musste, war recht offensichtlich: Mit verbundenen Augen durch den Einkaufsmarkt laufen, aber zum Glück hatte ich eine Partnerin, damit ich nicht alles umrennen musste. Es war auf jeden Fall eine witzige Erfahrung! Auf dem Rückweg waren Gespräche über das zuvor Erlebte verboten. Wie gut, dass wir auch genug andere Themen zum Unterhalten hatten. "Back in da House" ging es zurück in unseren Stuhl-/Sitzkreis, um auszutauschen, welche Aufgaben hatten und welche Ergebnisse dabei herausgekommen sind. Es hat sich herausgestellt, dass immer zwei die gleiche Herausforderung bearbeitet haben. (In Anbetracht der Tatsache, dass man sich zum Teil in eine ganz andere Person hineinversetzen musste, finde ich den Begriff Herausforderung - im positiven Sinne versteht sich - durchaus angebracht.) Gegebenenfalls wurden also die mitgeteilten Aufzeichnungen noch ergänzt, bevor wir uns dem nächsten Szenario zugewendet haben.
Mein Beitrag in der Teamsitzung

Inzwischen schon nicht mehr im Zeitplan ging es weiter mit der Teamsitzung, das heißt, zuvor gab es noch eine Erklärung bzw. einen Input von Pierre bezüglich der Teamsitzung, um einem möglichen Chaos entgegen zu wirken. Zunächst galt zu klären, welche Kriterien "Mein Beitrag" erfüllen muss, um für eine Teamsitzung geeignet zu sein (siehe auch Bild):
  • Ist es jetzt relevant? (Oder kann es vielleicht noch warten? Zum Beispiel ist es eher weniger sinnvoll, Unterkünfte zu suchen, bevor überhaupt feststeht, wohin die Reise uns führt.)
  • Betrifft es mindestens die Hälfte der Gruppe? (Wenn jeder alles in der Teamsitzung klären würde, würde diese zweifelslos ewig dauern, denn zum Beispiel bei einer Frage an eine konkrete Person kann man auf diese persönlich zugehen.)
  • Ist das Anliegen kurz und unmissverständlich? (Keine langen Reden schwingen, bei denen doch niemand versteht, worum es geht, sondern nach dem Motto "Komm zum Punkt!" im Vorfeld überlegen, was die anderen wissen müssen, um zu begreifen, worum sich das Anliegen dreht (ohne die gleichen Gedankengänge vollzogen haben zu müssen).)
  • Was muss ich wissen, um maximal handlungsfähig zu sein? (Jeder hat verschiedene Aufgaben und damit auch Verantwortung sowie in gewissem Maße auch Entscheidungsfreiheit, nur, dass nicht alles ohne Rücksprache mit den anderen Teilnehmern ablaufen kann. Es lebe die Kommunikation! Vor allem, wenn man nicht weiß, wie man weiter machen soll ...)
  • Könnte ich es auch anders/allein lösen? (Nicht jede Schwierigkeit muss in der Teamsitzung besprochen werden.)   
Hieraus besteht eine Teamsitzung
Weiter im Programm von Pierre ging es mit einer Kategorisierung der Anliegen in der Teamsitzung. Dabei unterscheidet man nämlich nach Mitteilungen, Abfragen und Themen (siehe Bild), die auch in dieser Reihenfolge abgehandelt werden. Mitteilungen beinhalten Informationen, die alle einmal gehört haben sollten. Bei Abfragen (wie der Name unschwer erahnen lässt) stellt man seinen Mitteilnehmern eine (einfach beantwortbare) Frage. Am besten sind keine Ja/Nein-Fragen, sondern Wer-Fragen. So zeigen zum Beispiel Handzeichen auf die Frage "Wer isst vegetarisch oder vegan?" ein eindeutigeres Meinungsbild als "Isst jemand vegetarisch oder vegan?", da dann oft ein Nicken und Kopfschütteln (je nachdem) von allen folgt. Zu beachten ist, dass nicht alles nur in eine Kategorie passt, also muss man entscheiden, in welche Phase der Teamsitzung man seinen Beitrag einbringen möchte. (Wie ist es für die anderen Teilnehmer am nachvollziehbarsten bzw. was bringt mir das beste Resultat/was ist mein Ziel?) Außerdem müssen Themen nicht so lange diskutiert werden, bis alle einer Meinung sind, sondern dienen diese Beiträge insbesondere dazu eine Übersicht der verschiedenen Standpunkte zu erlangen.

Nachdem nun die theoretische Basis gelegt worden ist, haben wir unsere erste Teamsitzung vorbereitet. In den einzelnen Aufgaben-Gruppen wurde abgesprochen, welche Beiträge als Mitteilung, Abfrage oder Thema vorgebracht werden wollen. Als "Alter Hase" hat Pierre die Leitung der Teamsitzung übernommen. Unter anderem war er für die Koordination der Beiträge sowie für die "Kontrolle" (was gehört hier hin, was nicht?) zuständig. In den ersten zwei Phasen der Teamsitzung (Mitteilung und Abfragen) können noch neue Themen-Beiträge entstehen. 

Nach diesem Punkt kamen wir zurück zu unserer Secret Activity. Wir hatten bei der kurzen Auswertungsrunde schon festgestellt gehabt, dass zum Teil unterschiedliche Ergebnisse entstanden sind, obwohl eigentlich beide Partner den gleichen Beobachtungsauftrag hatten. Außerdem hat Laura uns ein paar Worte der Nach-Secret-Activity-Gesprächsrunde ins Gedächtnis gerufen. Unter anderem haben wir den Satz "Die alte Dame war hilflos" genau unter die Lupe genommen. Was ist uns dabei aufgefallen? Dieser Satz beinhaltet viel mehr als eine einfache Beobachtung, er ist schon Teil der Interpretation. In diesem Zusammenhang hat uns Laura die DIE-Methode (D - Description, I - Interpretation, E - Evaluation) vorgestellt. Eine Beschreibung muss wertfrei durchgeführt werden, man dokumentiert ausschließlich, was man hört und sieht (und mit anderen Sinnen direkt wahrnehmen kann). Da mehrere Interpretationen des Beschriebenen möglich sind, muss man sich bei der Evaluation fragen, was die Interpretation beeinflusst hat oder haben könnte. Das sind zum Beispiel eigene Erlebnisse (auch Erfahrungen aus Büchern, Filmen usw.), der Kontext (man muss sich seiner eigenen Haltung bewusst werden und bewusst sein). Im Alltag vermischen wir gerne mal Beschreibung und Interpretation (wie bei dem Beispiel mit der alten Dame, die wertfreie Beobachtung wäre in diesem Fall gewesen: "Sie schaut sich mehrere Produkte an."). Gerade die Interpretation ist immer stark von unseren Emotionen beeinflussbar. Man muss also folgendes immer beachten: Eine Beobachtung ist subjektiv, man beobachtet nur eine Momentaufnahme und diese auch nur aus einem einzigen Blickwinkel.

Zum Abschluss, nachdem wir aufgeräumt und alles zusammengepackt hatten, haben wir uns zu unserer obligatorischen Feedback-Runde zusammengesetzt. Auch hier hat uns Pierre noch ein letztes Mal für diesen Abend einen Input (siehe Bild) gegeben. Bei jeglicher Art von Feedback stehen zwei Dinge übergeordnet, nämlich erstens es geht darum, gemeinsam besser zu werden und zweitens niemand ist gezwungen, eine Rückmeldung zu geben. Für ein gutes Feedback gibt es mehrere Aspekte, die man beachten sollte. Zum einen auf der Seite desjenigen, der seine Meinung kundtut: Die Mitteilung sollte im besten Falle in Ich-Botschaften verpackt werden (beispielsweise "Ich habe mich unter Druck gesetzt gefühlt" anstatt "Du hast mich unter Druck gesetzt"), zeitnah und konkret sein (es bringt nichts erst Wochen später jemanden auf sein Verhalten anzusprechen, da derjenige sich höchstwahrscheinlich nicht mehr genau daran erinnert und der/die Angesprochene sollte natürlich möglichst auch verstehen, worum es geht) und sie sollte Positives und Negatives enthalten (ohne Kritik, keine Verbesserung, aber nur Kritik ist nicht gerade bestärkend). Zum anderen auf der Seite des Empfängers der Botschaft: Als Empfänger sollte man nachfragen, wenn man etwas nicht verstanden hat oder denkt, den Kerngedanken nicht erfasst zu haben, man muss sich keinesfalls rechtfertigen und man ist nicht verpflichtet zukünftige Handlungen zu ändern, nur weil es jemandem nicht gefallen hat.

was beim Feedback zu beachten ist


(Uff, was für ein monsterlanger Post und es ist noch nicht mal alles niedergeschrieben, was ich hätte verfassen können ... Wir sind einfach eine viel zu produktive Gruppe^^)
   

Freitag, 4. Dezember 2015

Ein Einblick in nachhaltige Schulentwicklung


Am 28.11.2015 nahmen Alina, Andy, Ariane, Jelena und Laura an den INL Days der Initiative Neues Lernen teil. Im Rahmen eines „Schnuppertages“ hatten die fünf Einblick in den „ANSTOSS Workshop“, welcher für wissbegierige und engagierte Personen, die sich für nachhaltige Bildung und Schulentwicklung begeistern können, konzipiert ist. Mit ihrem Workshop brachte die INL Menschen zusammen, die diese Leidenschaft teilen und gemeinsam kreativ daran arbeiten wollen, Lösungen zu finden.

Nachdem am Vortag schon ein kleines Kennenlernabendessen stattfand, bei dem sich einige Teilnehmer bereits angeregt über Bildung und Schule austauschten, nutzten Jelena und Ariane die Zeit, um Lernreisende der FU Berlin kennenzulernen. Bei diversen Tapas (nachdem erst einmal geklärt wurde, was das denn nun eigentlich ist) wurde lebhaft geplaudert und gelacht. Somit waren für die beiden am Workshoptag schon einige Gesichter bekannt. Damit jedoch jeder Teilnehmer jeden Teilnehmer kennenlernen konnte, fand eine kleine Vorstellungsrunde statt. Dabei musste jeder drei Fragen beantworten:
Bild 1: Ergebnisse von Übung 1
1) Ich heiße ...
2) Ich bin hier als ..., weil ...
3) Ich bin die/der Einzige ...
Punkt drei sorgte dabei natürlich für einige Lache, unter anderem kam nämlich heraus, dass Andy begeisterter Karottenhäkler ist.


Anschließend begann die erste Übung, in der sich die Teilnehmer gute und schlechte Aspekte von deutschen Schulen bzw. dem deutschen Bildungssystem sowie Fragen an eben jenes überlegen sollten. Die wurden dann auf Post-its festgehalten. Danach wurden diese Punkte kurz vorgetragen und im Anschluss kategorisiert. (siehe Bild 1) 

Bild 2: Weg zur "Traumschule"
Bild 3: Weg zur "Traumschule"


Übung zwei bestand darin, die guten Aspekte von Schule zu visualisieren, um den Weg zu einer persönlichen „Traumschule“ darzustellen. (siehe Bild 2) Selbstredend wurden in folgenden Schritten auch Hindernisse und Probleme eingebracht und besprochen, wie diese zu meistern seien, also welche Lösungsvorschläge es gibt oder geben könnte. Am Ende präsentierte dann jede Gruppe ihren „Weg zu einer guten Schule“ unter einem bestimmten Motto. Besonders Alinas Talent für witzige Comiczeichnungen half ihrem Team bei der künstlerischen Umsetzung ihrer Ideen. (siehe Bild 4

Bild 4: Was bedeutet Traumschule für uns
Zwischendurch war immer wieder Zeit, sich mit den anderen Teilnehmern zu unterhalten, etwas zu essen oder Fragen zu stellen. Am Schluss des Tages waren alle ziemlich erschöpft, aber auch unglaublich inspiriert. Es war erstaunlich, dass das Brainstorming derart produktiv war. Doch eigentlich ist es bei genauerer Überlegung doch nicht so verwunderlich, schließlich hatten alle Teilnehmer originelle Gedanken und kreative Vorschläge einzubringen. Nicht zuletzt hegten alle den Wunsch, ein tolles Ergebnis zu kreieren. Im Endeffekt lässt uns dieser Workshop auch hoffen: Es braucht nur einige einfallsreiche Köpfe, die gewillt sind, etwas zu verändern. Nutzt man dieses Potenzial, ist der Weg zu einer „guten“ Schule schon gar nicht mehr so weit ...