Donnerstag, 10. März 2016

2. Hospitation: Montessori-Schule Landau

Dienstag, der 1. März 2016


Nach einer überraschend erholsamen Nacht in der Turnhalle gab es ein individuell zusammenstell bares Frühstück, damit wir auch den zweiten Hospitationstag energiegeladen starten konnten. Unterstützung bekamen wir dafür von mymuesli.de. Alle Müsli-Liebhaber/-Frühstücker von uns wurden mit drei gesponsorten Packungen unterschiedlicher Müslisorten sehr glücklich gemacht. Unsere frisch getanke Energie haben wir (vor den Unterrichtsbesuchen) gleich bei einem Einführungsgespräch mit Frau Lippert produktiv nutzen können, in dem wir vertiefend auf die relevanten Stufen der Entwicklung insbesondere bezüglich der Struktur und Organisation der Schule eingangen sind. Dabei sind wir auf unterschiedliche Aspekte eingegangen, z.B. folgende:
  • Der Schulverein wurde 1999 gegründet, sodass 2000 der Schulaufbau zusammen mit Eltern, SchülerInnen und PädagogInnen beginnen konnte. Für das heutige Schulgebäude sind die großen Räume, die mit allerlei frei zugänglichen Materialien bestückt sind, charakteristisch. 
  • Momentan befinden sich ca. 600 SchülerInnen an dieser Schule. Die Klassen sind jahrgangsgemischt (1-4, 4-6, 7-9, Oberstufe) bei einer möglichst kleinen Größe (ca. 20 SchülerInnen), um eine individuelle Förderung gewährleisten zu können. 
  • An der Montessori-Schule nimmt selbstständiges Arbeiten einen großen Stellenwert ein. Manche Kinder (bzw. Jugendliche) mit sonderpädagogischem Förderbedarf benötigen einen ständigen Begleiter, deshalb ist es wichtig das Verhältnis von Kindern und Erwachsenen im Auge zu behalten, wenn es darum geht, einen neuen Schüler bzw. eine neue Schülerin mit besonderem Förderbedarf in die Schule aufzunehmen.
  • Für einen Schulplatz wird ein Schulgeld erbeten, das sich mit einer Staffelung am Einkommen der Eltern orientiert. Außerdem helfen Eltern oft bei außerunterrichtlichen Projekten und können sich aktiv in die Gestlatung und Entwicklung der Schule einbringen (z.B. Lotsendienst nach der Schule, Planung in der Festgruppe, Gartenpflege, ...). 


Zusammen mit der Schulvorstellung vom Abend zuvor hatten wir nun alle einen guten Überblick, was wir erwarten können. Daraufhin hat uns Frau Lippert in die verschiedenen Klassen, in denen wir hospitieren durften, begleitet. So war es uns möglich auf Basis von unterschiedlichen Beobachtungen in diversen Klassenstufen (Grundschule, Mittelstufe, Oberstufe) zu erfahren bzw. zu erleben, was das Montessori-Konzept ausmacht und wie es an dieser Schule umgesetzt wird. Grundsätzlich ist das Montessori-Material (siehe Foto) für die Grundstufe (max. bis Klasse 6) konzipiert und für alle SchülerInnen frei zugänglich, sodass die SchülerInnen von Anfang an die Möglichkeit haben, selbst zu entscheiden wann, wie und womit sie arbeiten/lernen wollen. 

Ich bin mit Jelena und Clara in den obersten Stock geführt worden. Dort haben hauptsächlich die Oberstufen ihr Reich. Wir waren bei den Elftklässlern und haben uns zuerst mit dem Geschichtslehrer über das System, in dem die SchülerInnen arbeiten, unterhalten. Besonders in der Oberstufe beschäftigen sich die SchülerInnen sehr frei mit ihren Unterrichtshalten. Dabei hängt es sehr von der jeweiligen Lehrkraft ab; manche geben Wochenpläne heraus, die nur die Themen für einen bestimmten Zeitraum im Halbjahr enthalten oder die genau aufschlüsseln welche einzelnen Aufgaben für ein Thema absolviert werden sollen. Neben der freien Arbeit gibt es selbstredend auch Inputstunden, die von den LehrerInnen häufig zur Einführung in ein neues Thema genutzt werden oder im Allgemeinen, um mit den SchülerInnen wichtige Aspekte/Punkte zu besprechen. Klausuren oder Tests werden immer mittwochs Morgen geschrieben, das gibt den SchülerInnne natürlich eine gewisse Kontinuität und so müssen sich die Lehrkräfte auch absprechen, wann wer eine Leistungskontrolle ansetzt.  

Nach der Pause bin ich wieder zurückgekehrt in den Oberstufenbereich. Während Eva und Christian im offenen Bereich den Deutschunterrricht hospitiert haben, bin ich den Deutsch-LK-12 besuchen gegangen. Nach ein paar organisatorischen Absprachen bezüglich der anstehenden Klausur sind die SchülerInnen in die Gruppenarbeit übergangen. Sie sollten die Zeit nutzen, um letzte Absprachen für die Präsentation zu treffen. Dabei und auch bei den Präsentationen an sich ist mir die Arbeitsmoral und -atmosphäre als besonders bemerkenswert aufgefallen. Die SchülerInnen haben ihre Arbeitszeit produktiv genutzt und haben einander eine unglaubliche Aufmerksamkeit entgegen gebracht. 

kurze Pause nach der Unterrichtshospitation
Im Anschluss haben wir uns alle wieder getroffen, um kurz zu abzustimmen, welche Fragen noch aufgetaucht sind oder bisher nicht geklärt wurden, die wir im folgenden Interview besprechen wollten. Natürlich blieb auch Zeit zum Ausruhen, Gedanken ordnen und/oder Erfahrungen austauschen (siehe Foto). Das Gespräch mit Frau Lippert haben wir mit einer Blitzlichtrunde eingeleitet, in der wir den anderen mitgeteilt haben, was uns besonders beeindruckt  hat. So haben wir uns gegenseitig optimal auf den Austausch mit Frau Lippert einstimmen können. Angesprochen wurden von uns die unterschiedlichsten Themen, zum Beispiel haben wir folgendes erfahren:
  • Im Laufe der Vorbereitung auf die Bewerbung für den Deutschen Schulpreis reflektiert die Schule besonders intensiv, worin sie gut sind. Damit wollen sich klar darüber werden, was sie über sich selbst aussagen wollen.
  • Die Schule (und ihre Entwicklung) liegt in der Verantwortung von a) den Schülerinnen und Schülern, b) den Eltern, c) des Pädagogenteams und d) dem Vorstand und Aufsichtsrat. Das bedeutet, dass Entscheidungen von allen vier Parteien getragen und gemeinsam entschieden werden müssen. Dazu gehören regelmäßige Sitzungen, bei denen alles wichtige und aktuelle besprochen werden kann. 
  • Manche Eltern, die überlegen ihr Kind auf eine/diese Montessori-Schule zu schicken, kommen oft mit Ängsten oder Befürchtungen in die Beratungsgespräche. Beispielsweise fürchten sich einige vor der großen Heterogenität nach dem Motto, dass ihrem eigenen Kind etwas verloren werden könnte, wenn es so viele andere SchülerInnen gibt, die ebenfalls Aufmerksamkeit benötigen und vielleicht sogar einen besonderen Förderbedarf aufweisen. Einige haben auch Bedenken, dass durch den hohen Stellenwert der Persönlichkeitsentwicklung (in dieser Pädagogik) den SchülerInnen nicht genügend Faktenwissen mit auf den Weg gegeben wird. 
  • Alle LehrerInnen an dieser Schule haben eine Montessori-Zusatzausbildung oder verpflichten sich, eine solche nachzuholen. Das kann berufsbegleitend passieren, sodass man trotzdem direkt in den Unterricht einsteigen kann. Bei solchen Fällen bekommen die neuen LehrerInnen aber einen groben Input, was diese Pädagogik auszeichnet. Zusätzlich gibt es zwei Studientage pro Jahr, für die möglichst jemand in die Schule geholt wird und die wenn möglich auch von der Schule finanziert werden. Auf diese Weise können alle teilnehmen, ohne einen großen Aufwand hinnehmen zu müssen. Themen sind zum Beispiel: Rückmeldekultur, Entwicklungsgespräche, Umgang mit Herausforderungen (ADHS, Autismus, ...). Zeitweise werden die wöchentlichen Teamsitzungen genutzt, um eine thematische Auseinandersetzung mit einem Problem etc. zu ermöglichen. Wichtig bei jeglicher Art der Fortbildung ist, dass die Themen Montessori-spezifisch aufbereitet sind. 
  • Abschluss unseres Interviews hat die Frage "Was müsste die LehrerInnen-Ausbildung haben, um auf Schule und alles, was damit zusammenhängt, vorzubereiten?" gebildet. Frau Lippert hat angeregt, dass alle LehramtsstudentInnen ein Grundstudium absolvieren sollten, in dem Haltung (als Lehrkraft) und der Umgang mit Heterogenität betrachtet werden sollten. Denn man sollte sich unter anderem auf Augenhöhe und insbesondere mit Respekt begegnen. Und dabei sollte Lernen als Prozess des Miteinanders angesehen werden. Basis für jegliche Kommunikation bildet die Antwort auf die Frage, wie Menschen miteinander umgehen. Beobachten kann man das zum Beispiel, wenn man darauf achtet, auf welche Art und Weise sie miteinander reden. "Das 'Du' tut dem Respekt keinen Abbruch", meinte Frau Lippert
Unterbrochen wurde unser Gespräch durch eine kleine Mittagspause. Wir durften in der Montessori-Schule Mittagessen. Dabei haben sich unsere Themen selbstredend hauptsächlich um die unterschiedlichen Situationen, die wir beobachtet haben, und Eindrücke, die wir gesammelt haben, gedreht. Nach dem Interview haben wir uns langsam aufbruchsfertig gemacht. Diesmal wurden die Plätze in den Autos per Losverfahren verteilt. Laura hat Zettel an die vier Fahrer übergeben auf denen ein "geheimes" Wort stand. Die anderen (die Mitfahrer) mussten Lose ziehen, auf denen das gleiche drauf stand. Dann musste sich die Gruppe anhand von zu dem Wort passenden Bewegungen finden. Neben Fröschen, die auf- und abgehüpft sind, haben sich die Gnus daran erkannt, dass niemand wusste, was er tun soll. Daraufhin haben wir die Montessori-Schule verlassen und haben uns auf den Weg nach Wiesbaden gemacht. 
In Wiesbaden angekommen mussten wir nur noch kruz auf Frau Fischer warten, da wir ein bisschen früher am Ziel waren als erwartet. Wir wurden aber von einer Lehrerin, die gerade an einer Sitzung teilnahm, nett begrüßt und mit Getränken versorgt. Zusammen mit Frau Fischer haben wir uns unser Quartier angesehen. Übernachtet haben wir im Klassenzimmer der 11. Klasse. Nach einer kurzen Führung über den Campus und einer schnellen Vergewisserung, wie der morgige Tag abläuft hat sich Frau Fischer von uns verabschiedet. Der Großteil von uns ist dann zu den Autos gegangen, um das Gepäck zu holen während der Rest den Raum vorbereitet hat, indem die Tische und Stühle strategisch gut an den Rand gestellt und gestapelt wurden. Als dann jeder einen Schlafplatz gefunden und diesen möglichst fertig hergerichtet hat, haben wir gemeinsam zu Abend gegessen. Bettfertig und müde haben wir uns dennoch gemütlich zu einer Teamsitzung eingefunden. Wieder wurde zuerst der Tag besprochen
  • Nenne eine Sache, die heute gut funktioniert hat! --> die Gruppenstimmung (=entspannt), unsere unserPünktlichkeit, das Interview, das Essen, das morgendliche Aufräumen, die Gespräche mit den SchülerInnen, die Kommunikation in der Schule (dass alle LehrerInnen wussten, dass wir da sind), der Kaffee am Morgen, ...
  • Was wollen wir morgen weiter optimieren? --> die Konzentration beim Reflexionsgespräch, das "Auto-Losen", die Organisation bezüglich der Sachen (wo kommt was hin), ...
  • Fragen und Themen, die beim heutigen Tag aufgetaucht sind (Diese haben wir jeweils auf einen Zettel geschrieben und dann in die Mitte zu Laura und Andy gegeben, die das Clustering übernommen haben.)
Am Ende des Tages waren wir alle sehr geschafft und froh, ins Bett zu kommen. In die Schlafsäcke eingekuschelt sind wir mehr oder weniger schnell eingeschlafen. Schließlich ging es am nächsten Morgen schon wieder früh raus. Auf den Fall haben wir viel von der Montessori-Schule mitgenommen!

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